Prof. Dr. Martin Glinz
On Shared Understanding in Software Engineering
Gemeinsames Verständnis zwischen Interesseneignern (Stakeholdern) und Softwareentwicklern ist ein entscheidendes Erfolgskriterium für die Entwicklung und den Einsatz von Software-Systemen. Allerdings wird gemeinsames Verständnis heutzutage meist intuitiv und wenig reflektiert eingesetzt. Dies gilt insbesondere für implizites gemeinsames Verständnis, das heißt das gemeinsame Verstehen nicht spezifizierter oder vage spezifizierter Fakten, Annahmen und Werte.Der Vortragende unternimmt den Versuch einer Klärung und Standortbestimmung. Dies beginnt mit Überlegungen zur Rolle und zum Wert von gemeinsamem Verständnis in der Softwareentwicklung. Der Vortrag beleuchtet dann fördernde und hemmende Faktoren und trägt eine Reihe von Praktiken zusammen. Der Fokus liegt auf implizitem gemeinsamem Verständnis und der Frage, wann und wie weit wir uns in der Softwareentwicklung auf implizites gemeinsames Verständnis verlassen können bzw. sollten. Eine Landkarte für nächste und zukünftige Schritte in Forschung und Praxis des gemeinsamen Verständnisses im SE rundet den Vortrag ab. Martin Glinz ist ordentlicher Professor für Informatik und Leiter des Instituts für Informatik an der Universität Zürich. In seiner Forschungsgruppe „Requirements Engineering“ beschäftigt er sich vorwiegend mit Methoden, Sprachen und Werkzeugen zur Modellierung von Anforderungen. Er interessiert sich ferner für Methoden und Sprachen im Software Engineering, für Software-Qualität sowie für Ausbildung im Software Engineering. Er hat an der RWTH Aachen Mathematik und Informatik studiert und dort in Informatik promoviert. Vor seiner Berufung an die Universität Zürich war er während rund zehn Jahren in der Industrie als Forscher, Entwickler, Berater und Dozent im Bereich Software Engineering tätig.
Martin Glinz war General Chair der ICSE 2012 (International Conference on Software Engineering) sowie Vorsitzender des Programmkomitees mehrerer internationaler Konferenzen. Während drei Jahren hat er das Steering Committee der International Requirements Engineering Conference geleitet. Er ist Mitglied des Herausgeberrats der Zeitschriften Requirements Engineering und Software and Systems Modeling.